In Memoriam Alfred Stephan

von Arndt Weidler

Kennen Sie Mespilus Germanica? Ein niederstämmiges, heimisches Baumgewächs, – obwohl zur Gattung der Rosengewächse gehörend – knorrig, widerstandsfähig, mit essbaren, gehaltvollen Früchten, welche allerdings für den heutigen, „modernen“ Geschmack schwer genießbar sind.

Samstag, 21. März 2015

Bild: Kreutzer (rnz)

Die Mispel wird in meiner persönlichen Erinnerung immer mit Alfred Stephan verbunden bleiben. Nicht nur weil die äußerlichen und auch charakterlichen Ähnlichkeiten offensichtlich waren, sondern auch, weil mir eine Begegnung mit Alfred und der Mispel unvergessen bleiben wird.

Stellen Sie sich einfach vor: ein herrlich sonniger Herbsttag. Ein Spaziergang führt vorbei am Marbacher Hof. Alfred Stephan strahlt einem mit wachem Blick entgegen. Kurze Begrüßung, dann „weißt du, was das ist?“, kleines, knorziges Früchtchen in der Hand – eine Mischung aus Hagebutte und Mostapfel. „Mespilus Germanica, landläufig auch Mispel, war früher weitverbreitet in Mitteleuropa, heute fast vergessen. Da hinten steht noch ein Baum.“ Freudestrahlen!

Wissen sie was ich meine? Alfred war nicht nur das wandelnde Wissen der Naturkunde. Er hat die Natur geliebt. Nicht so wie viele von uns – oberflächlich, als nette „Umgebung“ – nein, er hat sie studiert und gekannt und deswegen auch in aller Konsequenz geschützt. Ich persönlich kannte niemand anderen, der sich so lange, so vehement und so engagiert für die Natur in Hirschberg eingesetzt hat. Und deswegen ist sein Tod nicht nur selbstverständlich ein schmerzlicher Verlust für seine Familie, Freunde und Bekannten, sondern für alle Hirschberger Naturfreunde – und die Natur selbst. Denn hier bei uns hat niemand sie so sehr geliebt wie Alfred.

Ich trauere um Alfred Stephan und hoffe, dass die Natur neue Freunde findet, die sich um sie kümmern.

Bürgerentscheid Karl Drais Schule – ein kritisches Resümee

Gastbeitrag von Thilo Sekol

Die Bürger können es derzeit in den Medien und im Ort verfolgen, Hirschberg hat wieder ein Thema. Die Einwohner sollen zum ersten Mal in einem Bürgerentscheid entscheiden.

Es sind viele Punkte die einen verwundern, ja eigentlich traurig stimmen, denn es wird wieder einmal ein Ort gespalten. Ein Ort, der es in Zukunft eigentlich sehr nötig hat, zusammen und mit großer Mehrheit einige richtungsweisende Entscheidungen zu fällen.

Was als erstes auffällig ist, ist die Tatsache, dass den Bürgern nicht alle notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Und somit kann jede Seite (Befürworter oder Gegner der Gemeinschaftsschule) dies gnadenlos für sich interpretieren oder gar ausnutzen.

Was evtl. fehlt ist:

  1. Eine Befragung bzw. Umfrage der Eltern der Grundschulen im Vorfeld (Heddesheim und Hirschberg). Es hätten diese gefragt werden können, ob sie sich grds. vorstellen könnten, ihr Kind in Zukunft auf die angedachte Gemeinschaftsschule zu senden. Klar, die Antworten sind nur eine Momentaufnahme und statistisch nicht haltbar aber man hätte zumindest einmal eine Daten-Basis bzw. eine weitere Information, die bei der Entscheidung helfen könnte.
  2. Eine Information, wie viele Schulen es wirklich im Umfeld mit gleichem pädagogischem Konzept angedacht werden für die kommenden Jahre. Vielleicht ist die Schule erst einmal die einzige mit dem Konzept?
  3. Eine vernünftige Diskussion, wie finanziert werden kann und ein konkretes Suchen nach Alternativen. Wir reden um eine Zusatz-Investition von ca. € 1,3 Mio. Hirschberg hat Gebäude und Grundstücke mit einem Wert von ca. € 25 Mio. Wäre es da nicht möglich einmal ein paar Alternativen zu simulieren und abzuwägen? Haben wir einen detaillierten Belegungsplan, wann welche Vereine oder Gruppen welche Gebäude bzw. Räumlichkeiten in Hirschberg wann nutzen? Kann man hier ggf. ein oder mehrere Gebäude und Grundstücke verkaufen bzw. zusammenlegen, um die Zusatzinvestition zu finanzieren? Könnte man ggf. daraufhin überlegen, wie die Nutzung der Gebäude so gestaltet/optimiert werden kann, dass dennoch alle Interessenten unterkommen und wir den Kindern eine Chance für eine neue Schule geben (ohne neue Kreditaufnahme)? Ist es nicht eine Frage des gemeinsamen Wollens? Macht nicht die Struktur eines Ortes das Zusammenhalten und gemeinsam helfen aus?
  4. Eine Veröffentlichung des Vertrages „Zweckverband Werkrealschule“ Was ist der Inhalt des Vertrages über den Zweckverband? Was steht konkret dort als Ziel für die nächsten Jahre? Wie sind die Kündigungsfristen? Ein Zweckverband ist eine langfristige Entscheidung, eine Kündigung nicht einfach möglich (siehe Urteil 1. Senat des Verwaltungsgerichtshof von Baden Württemberg vom 20.03.1989, Aktenzeichen 1 S247/87).

Hirschberg wird auf schwierige Zeiten zugehen. Wir werden uns verkleinern, allein bis zum Jahre 2030 um ca. 9,7% weniger Einwohner (Quelle: stat. Landesamt BW). Hirschberg blutet aus, der Einzelhandel hat es schwer zu bestehen, Vereine werden weniger Zulauf haben. Wir werden weniger Kinder haben. Ja, evtl. müssen wir in Zukunft darüber entscheiden, welches Angebot wir im Ort noch aufrecht erhalten können.

Aber was tun wir dagegen? Abwarten? Haben wir jemals darüber nachgedacht, eine Image- und Werbekampagne aufzunehmen, damit wir nicht weiter an Bevölkerung verlieren? Was sind die konkreten Maßnahmen? Weniger Bürger bedeutet weniger Zuschüsse vom Land (Stichwort Finanzausgleich bzw. Schlüsselzuweisung). Wir sind aber in hohem Maße abhängig von Landeszuschüssen, da wir nur 36% eigene Einnahmen haben (u.a. aus der Gewerbesteuer; zum Vergleich: Walldorf hat 56% eigene Einnahmen allein aus der Gewerbesteuer).

Oder anders gesagt: müssen wir nicht dafür werben, dass wir in Zukunft noch attraktiv sind? Wir gehen immer weiter in die Fläche, die Siedlungs- und Verkehrsfläche hat seit 1988 um 45% zugenommen, die Bevölkerung aber um 1,2% abgenommen (Quelle: stat. Landesamt BW). Das bedeutet, wir scheinen nicht attraktiv genug zu sein, sonst würde bei steigender Flächenversiegelung ja auch die Bevölkerung wachsen. Ist daher vielleicht eine weiterführende Schule ein attraktives Angebot für Familien? Könnte man diese Investition in eine Schulform nicht auch als „Werbe- & Imageverbesseungs-Kosten“ sehen? Dann sieht die Sichtweise bzgl. der Kosten schon mal anders aus. Noch einmal: was macht Hirschberg für junge Familien attraktiv? Ein sterbender Handel? Schließung von Schulen?

Über die Finanzierung kann lange diskutiert werden. Ja, Hirschberg hat auf der einen Seite 25 Mio. werthaltiges Vermögen in Form von Grundstücken und Gebäuden und auf der anderen Seite eine steigende Verschuldung (seit 2005 sind die Schulden um über 5.300% gestiegen, allein unter der Amtszeit von Herrn Just um ca. 214%). Aber das war bis dato doch kein Problem? Hat es Jemanden interessiert oder gestört? Wieso bei einem Gebäude, welches ggf. auch anders genutzt werden kann?

Die Zahlen sind verwirrend, die Darstellungen unfair. Was sind nun die konkreten Zusatzkosten: € 1,7 Mio.? Aber es gibt einen Zuschuss (nur für die Gemeinschaftsschule oder insgesamt?). Muss man denn den Zuschuss nicht aufteilen, um fair die Aufwendungen darzustellen? Warum wird auf S. 16 der Information der Verwaltung die Verschuldung mit den Spalten „1.07.2013“ und „Evtl.“ dargestellt? Haben wir nun am 1.07.2013 konkret gebuchte Schulden oder nicht? Was heißt „Evtl.“? „Evtl. 1.07.2013“ oder „Evtl. wann“? Warum ist man auf der einen Seite konkret, auf der anderen Seite verwirrend? Ist das fair für Leute, die nicht täglich mit Zahlen zu tun haben aber eigentlich entscheiden sollen?

Eine andere (verwirrende?) Darstellung: angenommen es geht um eine Zusatzinvestition für die Gemeinschaftsschule in Höhe von € 1,7 Mio. abzüglich dem Landeszuschuss von ca. € 300 Tsd. Euro, also netto ca. € 1,4 Mio Euro. Eine Investition ist langfristig, die Ausgabe einmalig. Die Sichtweise muss getrennt werden.

Wenn man einmal annimmt, dass in den nächsten Jahren je 40 Schüler die Gemeinschaftsschule besuchen so sind das insgesamt 400 Schüler bis 2023. Wird die o.a. Summe durch die gesamte Anzahl der besuchten Schüler in dem Zeitraum geteilt kommen wir auf eine Investition von

1,4 Mio. / 400 Schüler = 3.500,- Euro im Durchschnitt pro Schüler und Jahr oder aber

ca. 0,37 Euro Aufwand pro Bürger

(bei angenommenen 9.500 Einwohnern), die in 10 Jahren pro Schüler investiert werden

Andere Rechnung (noch mehr Verwirrung):

Gemäß der o.a. Beispiel-Rechnung kostet ein Schüler evtl. € 3.500,- pro Jahr, wenn die Investition über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet wird und 10 Jahre 40 Schüler die Gemeinschaftsschule besuchen.

Das bedeutet 40 Schüler kosten 40 x € 3.500,- oder aber € 140.000,-, also ca. € 14,- pro Bürger und Jahr oder aber ca. € 1,23 pro Monat und Bürger oder aber ca. 4 Cent pro Tag und Bürger.

Wir haben nicht 4 Cent pro Bürger und Tag für Bildung im Ort übrig?

Die korrekte Darstellung der Finanz- und Bilanzsituation der Gemeinde durch die Investition wäre aber wie folgt:

Wenn eine Gemeinde eine Investition in ein Gebäude von 1,4 Mio. Euro vornimmt, dann kostet es etwas. Entweder hat man genügend Eigenkapital oder man muss sich verschulden. Das kennen z.B. alle Häuslebauer.

Reine Kosten sind für eine Gemeinde, die ja nun wie ein Unternehmen bilanziert, die Kosten für Zinsen und die Abschreibungen auf das Gebäude. In einer hier dargestellten Beispielrechnung bei 3% Zinskosten und 2% Abschreibungen ca. 70.000 Euro pro Jahr.

DAS SIND DIE WIRKLICHEN KOSTEN, DIE PRO JAHR IN DER GEMEINDE DEN HAUSHALT BELASTEN!!!

 

1. Abschreibungen                                                       

pro Jahr (50 Jahre)

2% der Investitionssumme                            -28.000,00 €

2. Zinsen                                                         

Zinsen für den Kredit                                      -42.000,00 €

Summe Aufwand Haushalt pro Jahr            -70.000,00 €

Auf der Bilanzseite, die ja die Vermögens- und Schuldensituation darstellt, würde auf der Vermögensseite (Aktiva) ein neues Gebäude mit Anfangswert in Höhe der Investitionssumme stehen und als Gegenposten auf der Schuldenseite der Kredit. Es ist ja quasi eine 100% Finanzierung. Das bedeutet konkret, die Vermögenssituation ändert sich erst einmal nicht in der Gemeinde. Effekt für die Gemeinde also erst einmal = Null.

Auswirkungen auf die Bilanz der Gemeinde Hirschberg                                                  

1. Aktiva                                                         

Vermögen

Zugang Gebäude                               1.400.000,00 €

Erhöhung der Aktiva                        1.400.000,00 €

2. Passiva                                                        

Zugang Verbindlichkeiten                1.400.000,00 €

Erhöhung der Passiva                     1.400.000,00 €

Auf der reinen Liquiditätsbetrachtung hat die Verwaltung recht, Hirschberg muß Geld in Höhe von 1,7 Mio. Euro haben. Aber das ist unerheblich, die Gemeinde bekommt ja einen Gegenwert in Höhe der Summe in Form eines Gebäudes. Das Geld wird quasi anders angelegt, Gebäude gegen Schulden.

Die Beispiele zeigen: Zahlen kann man positiv oder negativ verkaufen. Neutrale Darstellungen sehen anders aus. Es wird nicht getrennt zwischen Aufwand und Ausgabe. Das ist aber ein Unterschied. Das eine ist Zu- bzw. Abfluß von liquiden Mitteln, das andere die Darstellung und Verteilung der Kosten in den Büchern.

Ferner wird von der Verwaltung über weitere Aufgaben gesprochen. Ist die Darstellung fair, wenn die Verwaltung Pflichtaufgaben nennt und hier alles miteinander vermischt, nur um die Finanzlage negativ erscheinen zu lassen? Warum gibt die Verwaltung im gleichen Atemzug nicht zu, dass sie über Jahre keine entsprechenden Rückstellungen im Haushalt gebildet hat (was sie nicht muss aber was jeder Kaufmann, der vorsichtig und nachhaltig wirtschaftet, berücksichtigt)? Hätten wir in der Vergangenheit nachhaltig und vorsichtig gewirtschaftet, hätten wir jedes Jahr entsprechend Rückstellungen für in Zukunft verpflichtende Aufgaben (z.B. Sanierung von Kanalisation) gebildet und ggf. noch einen Teil für „unvorhergesehene Aufgaben“, dann würden wir nun nicht über Geld reden. Haben wir aber nicht. Daher kann man der Verwaltung hier keine gute Note ausstellen für nachhaltiges handeln und schon gar nicht eine Absolution erteilen, getreu dem Motto „wir haben kein Geld und können daher keine weiterführende Schule erhalten“. Hirschberg hat schlecht gewirtschaftet und die Kinder sollen dafür büßen?

Interessant erscheint auch die Darstellung der Parteien, die sich gegen den Erhalt einer weiterführenden Schule am Ort aussprechen. Da wird argumentiert, dass es ein gutes Angebot in den umliegenden Gemeinden an Schulen gibt. Daher benötigen wir keine Schule, die Kinder gehen in die Nachbarorte. Es könnte aber auch argumentiert werden: WEIL WIR KEIN ANGEBOT IM ORT HABEN MÜSSEN DIE KINDER IN DIE ANDEREN ORTE ZUR SCHULE GEHEN. Es ist immer eine Frage der Sichtweise.

Ferner: Supermärkte gibt es doch auch in den Nachbarorten, viele Bürger nutzen diese. Warum brauchen wir dann einen Markt im Ort? Die anderen Märkte sind doch auch erreichbar? Das Beispiel zeigt, wie flach die Argumentation ist.

Unverständlich erscheint u.a. die Argumentation der CDU im Ort. Hat dieser Ortsverband jemals den Bundes-parteitagsbeschluss vom 24. Bundesparteitag in Leipzig, November 2011 gelesen? Da heißt es u.a. auf Seite 17:

„…Zu häufig prägen Auseinandersetzungen über Fragen der Schulstruktur die Bildungsdebatte und verunsichern damit Eltern, Lehrer und Schüler. Auch die aus politischen Gründen in manchen Ländern damit einhergehende Bevorzugung bestimmter Schulformen, trägt nicht zum Schulfrieden bei. Gleichzeitig beobachten wir in vielen Teilen unseres Landes eine schwindende Bereitschaft von Eltern, ihre Kinder an der Hauptschule anzumelden. Vor diesem Hintergrund ist es unser Ziel, das differenzierte Schulsystem zukunftsfähig zu machen, indem wir eine Antwort auf die demographische Herausforderung geben und zugleich den Anforderungen eines modernen und attraktiven Bildungssystems gerecht werden.

Mit dem Ziel, ein differenziertes, leistungsorientiertes und wohnortsnahes Bildungsangebot auf Dauer zu sichern, entwickelten eine Reihe von Bundesländern neben dem Gymnasium attraktive Schulformen, in denen die Bildungsgänge von Haupt- und Realschulen unter einem Dach angeboten werden. Dabei wird die Durchlässigkeit zwischen diesen beiden Bildungsgängen weiterentwickelt. Diese Schulformen haben sich in vielen Untersuchungen als sehr leistungsfähig erwiesen und stärken das differenzierte Schulwesen gegen die Einheitsschule. Nach dem Haupt- und Realschulabschluss führt der Weg entweder in die Berufsausbildung oder zur Allgemeinen Hochschulreife. Eine einheitliche Bezeichnung für diese Schulform in allen Ländern – zum Beispiel Oberschule – wäre wünschenswert. Darüber hinaus stehen wir zu Haupt- und Realschulen sowie integrativen Schulformen, wo diese funktionieren und dem Elternwillen entsprechen.“

 

Aha, die CDU ist offen für neue Bildungssysteme, die CDU steht hinter dem Elternwillen aber nicht ihr Ortsverband in Hirschberg? Ist es nicht so, dass Bundesparteitagsbeschlüsse eine gewisse Bindung für die gesamte Partei haben (sonst würde der demokratische Prozess einer solchen Organisation ja missachtet, denn dafür wählt man ja Delegierte, die entsprechend den Parteiwillen der Basis in höheren Gremien vertreten und in Ihrem Namen abstimmen). Scheinbar hat dies nur die CDU in Heddesheim verstanden, nicht aber ihre Hirschberger Kollegen. Parteisolidarität und Zusammenhalt sieht anders aus.

Über die Schulform lässt sich unterschiedlicher Meinung sein, es ist auch nicht zielführend bzw. wird nicht zielführend sein. Entscheidend ist, dass den Kindern eine Zukunft und Perspektive gegeben wird. Kinder können nicht unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet werden. Kein Elternteil setzt Kinder in die Welt und denkt an die Kosten. Wir wissen nie, was die Bildung heute den Kindern morgen bringt und wo sie ihre Bildung letztlich einsetzen (evtl. gar nicht in Deutschland, dann haben wir theoretisch unter reinen Kostengesichtspunkten eine Fehlinvestition durchgeführt, denn die Früchte ernten andere Länder und Menschen). Aber wir wissen, dass alle Menschen in Deutschland eine faire Chance bekommen sollten. Das ist das Prinzip einer sozialen Marktwirtschaft, die unserem Land über Jahre Wohlstand verschaffen und durch manche Krise geholfen hat.

Bildung ist vielfältig, die Zeiten ändern sich. Wenn wir nicht offen für neue Formen der Bildung sind, wie wollen wir im globalen Wettbewerb mithalten? Wie wollen wir ungenutzte Potentiale heben bei Kindern, die wir bis dato vernachlässigt haben? Hat nicht jedes Kind ein Recht so ausgebildet zu werden, wie es seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht? Und selbst wenn es nur wenige Kinder sind, die in diese Schule gehen werden, dann haben wir doch diesen eine gute Bildung gemäß ihren Fähigkeiten beschert? Was gibt es schöneres als glückliche Kinder, die sagen „Schule hat Spaß gemacht“? Das ist nicht wie oben dargestellt ca. 4 Cent pro Bürger und Tag in 10 Jahren wert?

Es gibt noch einen weiteren Aspekt. Das Thema Zweckverband Hirschberg und Heddesheim. Wenn wir die Schule nicht im Ort haben und die Werkrealschule evtl. aufgegeben oder auslaufen wird, dann würde logischerweise eine Kündigung des Zweckverbandes sinnvoll erscheinen. Evtl. geht das, die Hürden liegen hoch (siehe o.a. Urteil). Aber was für ein Imageschaden für die Gemeinde! Erst geht Hirschberg einen Zweckverband ein, dann steigt die Gemeinde ggf. wieder aus. Der Ausstieg und der Imageschaden bei einem angestrebten Ausstieg aus dem Zweckverband für die Gemeinde Hirschberg wären wie erwähnt sehr hoch. Ein Zweckverband ist eine langfristige Verbindung von Gemeinden. Wer möchte in Zukunft mit Hirschberg noch eine solche Verbindung eingehen, wenn sich die Gemeinde nach kurzer Zeit ggf. wieder anders entscheidet und aussteigen möchte? Wir werden aber im Zeitalter der Demographie und damit mit sinkender Bevölkerung Zweckverbände in Zukunft brauchen, um als eigenständige Gemeinde zu überleben! Hirschberg würde sich als verlässlicher Partner an der Bergstraße blamieren.

All diese Punkte stimmen einen nachdenklich. Es liegt an der Entscheidung der Bürger, hier eine vernünftige Korrektur der Missstände in Verwaltung und Gemeinderat einzuleiten.

Thilo Sekol lebt mit seiner Familie in Großsachsen. Er ist Mitinitiator der Bürgerinitiative Sterzwinkel. Thilo Sekol ist Betriebswirt und arbeitet im Bereich Unternehmensberatung. 

Die Redaktion dieses Blogs weist darauf hin, dass es sich um einen Meinungsbeitrag von Herrn Sekol handelt, der nicht ausdrücklich die Position der Grünen Liste Hirschberg wiedergeben muss. Wir hielten seine Argumentation aber für so nachdenkenswert, dass wir ihm gerne einen Platz in unserem Blog, im Sinne einer offenen Diskussion zum aktuellen Thema Bürgerentscheid Gemeinschaftsschule für seine Ausführungen zugestanden haben.

Licht ins Dunkel der Finanzierung bringen ausgerechnet die Kanäle

von Arndt Weidler und Egon Müller

Die Debatte um das Für und Wider einer Weiterentwicklung der Karl-Drais-Schule Hirschberg/Heddesheim (KDS) wurde in den vergangenen Wochen vehement geführt.

Die Debatte zum Hirschberger Bürgerentscheid am 22. September lässt sich aus unserer Sicht wie folgt zusammenfassen:

  1. Die pädagogische Arbeit der KDS, insbesondere die Einrichtung der so genannten „Lernbüros“ wird parteiübergreifend sowie von der Hirschberger Verwaltung uneingeschränkt gelobt.
  2. Das vorgelegte inhaltliche Konzept für die Umwandlung der KDS in eine Gemeinschaftsschule, wie es von der Schulleitung unter Jens Drescher entwickelt wurde, fand die einstimmige Zustimmung der Elternschaft, der Schulgremien, des Heddesheimer Gemeinderates und die Zustimmung von neun der 18 Gemeinderäte im Hirschberger Gemeinderat. Sie befürworten die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule.
  3. Das zuständige Mannheimer Schulamt hat wiederholt bestätigt, dass sowohl das Standortkonzept Hirschberg/Heddesheim, das pädagogische Konzept für die Gemeinschaftsschule sowie die amtlichen Prognosen für Entwicklung der Schülerzahlen in den kommenden Jahren eine Genehmigung ab dem Schuljahr 2014/15 ohne Einschränkungen möglich machen.

Hirschberg muss Versäumnisse nachholen, um nicht wortbrüchig zu werden

Wir wissen, dass die Gemeinde Heddesheim in den vergangenen 10 Jahren bereits 1,7 Mio. Euro in ihren Teil der Schulgebäude investiert hat und auch bereit ist, weitere 600.000 Euro in die Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule zu investieren. Heddesheim hat damit seinen Teil der Vereinbarung des Vertrages über den Schulzweckverband, der die gemeinschaftliche Weiterentwicklung des Schulstandortes festschreibt, erfüllt.

Die Gemeinde Hirschberg hat in den letzten zehn Jahren nichts dergleichen für die Karl-Drais-Schule in Leutershausen geleistet. Es besteht Einigkeit darüber, dass ein erheblicher Sanierungsbedarf am Schulgebäude – sowohl Grund- als auch der Werkrealschule – besteht. Dies sind Versäumnisse, die jetzt mit einem Betrag von 1,3 Mio. Euro nachgeholt werden müssen, unabhängig von der Schulform. Tut Hirschberg dies nicht, wird sie gegenüber Heddesheim wortbrüchig im Sinne des Vertrages über den Schulzweckverband.

Das Hauptargument der Gegner um Bürgermeister Manuel Just ist die Finanzierung

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Licht am Ende des Tunnels bei der Finanzierung

Die Kosten für Pflichtaufgaben der Gemeinde Hirschberg belaufen sich nach Berechnung von Bürgermeister Manuel Just in den kommenden drei Jahren auf 5,86 Mio. Euro.

Die GLH wird hierfür folgenden Finanzierungsvorschlag machen:

  1. Investitionen im Abwasserbereich gelten als Investitionen im „rentierlichen“ Bereich, da über Abwassergebühren Rückflüsse an die Gemeinde stattfinden. Die Kanalinvestition mit 2,3 Mio. Euro führt daher unabhängig von der Art der Finanzierung aufgrund der betriebswirtschaftlichen Kalkulation zu einer Steigerung des Gebührenvolumens um 150.000 Euro im Jahr. Wir schlagen  daher vor, diese 2.3 Mio. Euro Kanalinvestition über verbilligte Kommunalkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu finanzieren. Die tatsächlichen Kosten (Zins und Tilgung) für den Kredit in dieser Höhe belaufen sich dabei auf gerade einmal 70.000 Euro jährlich. Der Haushalt würde dadurch nicht zusätzlich belastet. Auf diese Weise können die Investitionen in die Schule mit den vorhandenen Eigenmitteln finanziert werden.

Zusätzlich könnte man – falls nötig – weitere Möglichkeiten ins Auge fassen:

  1. Laufbahn und Sportfelder am Sportzentrum nicht mit 220.000 Euro totalsanieren, sondern Tartanfelder als Sportwiese renaturieren und die Laufbahn ausbessern. Kostenersparnis mind. 100.000 Euro.
  2. Der Abbruch des ehemaligen Bauhofgebäudes (140.000 Euro) und die Errichtung eines Parkplatzes an gleicher Stelle (300.000 Euro) sind teilweise miteinander verbundene Kosten, die durch kluge Bauplanung erheblich reduziert werden können.
  3. Die Sanierung der Alten Turnhalle in Großsachsen (500.000 Euro) kann zugunsten des Erhalts einer weiterführenden Schule im Ort zurückgestellt werden. Ein Aufschub der Sanierung um weitere 5 bis 6 Jahre gefährdet weder den Betrieb noch die Nutzbarkeit in der bisherigen Form grundlegend – noch ist danach eine schrittweise Sanierung bis zur Fertigstellung in 10 Jahren ausgeschlossen.

Es gibt noch viel mehr Argumente, die die Zahlen der Verwaltung in Frage stellen

Zur Erinnerung: Um das HLZ zu finanzieren, wurde ursprünglich eine Kreditaufnahme von 3,8 Mio. Euro geplant. Dank damaliger Rücklagen der Gemeinde sowie durch die außerordentliche Einnahmesituation der reichen Gemeinde Hirschberg, wurden letztlich im Verlauf der Bauzeit nur Kredite in Höhe von 1,5 Mio. Euro tatsächlich nötig.

Außerdem weisen wir darauf hin, dass das Land Baden-Württemberg seit diesem Jahr 68% der Betriebskosten für die Kleinkindbetreuung übernimmt, was für die Gemeinde eine künftige jährliche Entlastung im sechsstelligen Euro-Bereich bringt.

Standorte von weiterführenden Schulen erhalten einen Zuschuss im Rahmen des Kommunalen Finanzausgleichs. Der Sachkostenbeitrag pro Schüler für eine weiterführende Schule ab Klasse 5 entfällt bei Schließung der Werkrealschule (WRS). Aufgrund der stark zurückgehenden Schülerzahl an der WRS sind die Zuweisungen des Landes bereits gesunken und würden in den kommenden Jahren weiter stark sinken. Die Fortsetzung der WRS käme Hirschberg also auch finanziell deutlich teurer zu stehen als die GMS.

Ausgerechnet der Kanal bringt Licht ins Dunkel der Finanzierung

Wir sind, aufgrund der tatsächlichen derzeitigen Entwicklung der Einnahmen- und der Ausgabensituation der Gemeinde überzeugt, dass ein Kredit über 2,3 Mio Euro für die vorgesehenen Investitionen am Kanal mit einer Laufzeit über 20 Jahre bei derzeit erheblich vergünstigten Tilgungssituationen und Zinssätzen zu keinerlei nennenswerten Abgabenerhöhungen oder Leistungsbeschränkungen für die Hirschberger Bürgerinnen und Bürger führen wird.

Unser Fazit: Wir sollten uns eine weiterführende Schule in Hirschberg nicht nur leisten. Wir können uns eine Gemeinschaftsschule in Hirschberg auch finanziell leisten.

Volker Schneiders „unechte“ Argumente gegen die Gemeinschaftsschule

von Arndt Weidler

Der ehemalige Rektor der Weinheimer Karrillon-Schule, Volker Schneider, hat in einem persönlichen Brief an seine Freunde versucht zu begründen, warum für ihn eine Erweiterung der Karl-Drais-Schule zu einer Gemeinschaftsschule nicht notwendig ist. Er bezeichnet die geplante Gemeinschaftsschule in Hirschberg-Heddesheim als „unecht“, weil sie kein Abitur zulasse. Seiner Ansicht nach solle sich Hirschberg auf die pädagogische Arbeit an den Grundschulen konzentrieren. Die Schülerinnen und Schüler könnten für den Besuch einer weiterführenden Schule nach Klasse 5 das Angebot in den Nachbarstädten nutzen. Sein „öffentlicher“ Brief ist hier dokumentiert. Volker Schneider Gemeinschaftsschule

Volker Schneider wird diese inhaltliche Diskussion verlieren, weil er von völlig falschen Grundannahmen ausgeht.

  1. Es wird nicht unterschieden – und ist auch so von Seiten der baden-württembergischen Bildungspolitik nicht vorgesehen – zwischen „echten“ und „unechten“ Gemeinschaftsschulen. Gemeinschaftsschulen unterteilen sich nach den Altersstufen „Grundstufe“ (Klassen 1-4), „Sekundarstufe 1“ (Klassen 5-10) und „Sekundarstufe 2“ (Klassen 11-13). Eine Gemeinschaftsschule kann sich durchaus dafür entscheiden an einem Standort nur die „Sekundarstufe 1“ anzubieten, um eine weitergehende Schulbildung bis zum Abitur (der allgemeinen Hochschulreife) an anderen Schulstandorten zu ermöglichen. Sie bleibt deswegen eine „echte“ Gemeinschaftsschule. Heddesheim und Hirschberg bilden einen gemeinsamen Schulstandort. Daher gibt es den Schulzweckverband.
  2. An der Genehmigungsfähigkeit des Hirschberg-Heddesheimer Konzeptes für eine Gemeinschaftsschule bis Klasse 10 besteht kein Grund zum Zweifel. Maßgeblich ist neben dem inhaltlich-pädagogischen Konzept, die Langfristprognose der möglichen Schülerzahlen in den nächsten Jahren. Diese bezieht nicht nur die künftigen Schüler in Heddesheim und Hirschberg mit ein, sondern korrekterweise auch, da die Zuweisung nach Schulbezirken für Gemeinschaftsschulen aufgehoben ist, zu einem Teil auch Schüler aus den Umlandgemeinden wie Schriesheim, Ladenburg und den Weinheimer Ortsteilen Lützelsachsen, Hohensachsen, Oberflockenbach, Ritschweiher und Rippenweiher. Diese Langfristprognose wird nicht willkürlich vom Staatlichen Schulamt oder den Standortgemeinden festgelegt, sondern auf Grundlage der offiziellen Zahlen des Statistischen Landesamtes ermittelt. Hält diese Prognose eine Schülerzahl von 40 Kindern pro Jahrgang in Zukunft für realistisch, kann sich die Gemeinschaftsschule Hirschberg-Heddesheim auf eine stabile Genehmigungsgrundlage berufen.
  3. Dass Volker Schneider sich auf seine langjährigen Erfahrungen als Rektor einer Haupt- bzw. Werkrealschule beruft, wenn er von der Abstimmung der Eltern mit den Füßen in Richtung Gymnasien beklagt, ist nachvollziehbar, wenn man weiß, dass er seit drei Jahren nicht mehr Rektor, sondern Pensionär ist, der zum Ende seiner Schulkarriere die desillusionierende Entwicklung der „Todgeburt“ Werkrealschule miterleben musste.
  4. Eine bestimmte technologische Entwicklung im Bildungsbereich und deren von Volker Schneider genannten Beispiele (Sprachlabore, Computerräume, technische Lernhelfer) sind, was ihre didaktische Leistungsfähigkeit betrifft, vorsichtig gesprochen, „höchst umstritten“ oder sogar längst im Mülleimer der Pädagogik-Geschichte gelandet. Die technologische Entwicklung der Gesamtgesellschaft verlangt demgegenüber individualisierte Lernformen und Methoden, die Schülerinnen und Schüler befähigt, auf die rasch wandelnden technischen Anforderungen in der Lebenswirklichkeit der Heranwachsenden zu reagieren. Es geht um das persönliche Erlernen wichtiger Kulturtechniken und anwendungsorientiertes Erschließen von Wissen.
  5. Das dreigliedrige, deutsche Schulsystem als Opfer eines „Zeitgeistes“ zu stilisieren, entspricht dem üblichen Umgangston konservativer Bildungstheoretiker. Der „Zeitgeist“ mag vielleicht eine feuilletonistische Größe sein, als Kategorie gesellschaftlicher Entwicklung existiert er nicht. Was nachweislich existiert, ist der demografische Wandel, der das gesellschaftliche Gleichgewicht zu Lasten der nachfolgenden Generationen verschiebt sowie die Abhängigkeit des Bildungserfolges vom sozialen Status der Eltern und Großeltern, welcher – ebenfalls nachweislich – durch das differenzierte Schulsystem verstärkt wird.
  6. Gerne wird darauf verwiesen – und auch Volker Schneider tut das –, was alles an besonderen beruflichen Qualifikationen und Abschlüssen im Anschluss an das dreigliedrige System erreicht werden könne. Und tatsächlich sind berufliche Gymnasien und die duale Berufsausbildung in Deutschland eine international anerkannte Variante der beruflichen Ausbildung. Vergessen wird dabei gerne, dass die Dreigliedrigkeit keine kausale Bedingung für die Existenz der dualen Ausbildung oder von beruflichen Gymnasien ist. Diese können auch existieren, wenn alle Schülerinnen  und Schüler von der Klasse 1 bis 10 in Gemeinschaftsschulen unterrichtet würden.
  7. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Integrationsprobleme stellen aber nicht, wie Volker Schneider suggeriert, ungebildete Einwanderer dar. Im Gegenteil tun wir uns in Deutschland immer noch viel zu schwer im Ausland erworbene Abschlüsse anzuerkennen. Die virulente Problematik bei der Bildungsintegration von Kindern aus Migrantenfamilien besteht dann, wenn diese Familien auch sozial nicht ausreichend integriert sind oder der niedrige sozio-ökonomische Status dieser Familien Ursache von „Bildungsversagen“ ist. Hier können individualisierte Lernformen, wie sie an Gemeinschaftsschulen praktiziert werden, sehr viel wirkungsvoller zur Integration beitragen als ein selektives Schulsystem, welches Bildungsverlierer und Systemprofiteure frühzeitig voneinander trennt.
  8. Die Gradlinigkeit, die Volker Schneider für die typischen Berufskarrieren der Vergangenheit konstatiert, ist tatsächlich für die Allermeisten der gegenwärtigen Ausbildungsgeneration passé. Je höher der Bildungsabschluss, desto seltener werden unter Umständen Konstanten im Arbeitsleben. Wir sollten aber nicht nur an die Möglichkeiten und Risiken für diejenigen denken, die für eine erfolgreiche berufliche Karriere Wendungen und Wandlungen in Kauf nehmen müssen, sondern auch den Blick auf diejenigen richten, deren Schulkarriere möglicherweise eine recht eindimensionale Lebensperspektive eröffnet. Die Chance aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit von den sozialen Sicherungssystemen herauszukommen, steigt eben auch mit dem Niveau des Bildungsabschlusses. Es ist daher eine gesellschaftliche Verantwortung, im Kindesalter – also in Kindergarten und Schule – die persönlichen Voraussetzungen bei jedem Einzelnen dafür zu schaffen, dass dies gelingen kann.
  9. Was den Punkt Budget und Ressourcen betrifft, so lässt sich feststellen, dass sich Hirschberg und Heddesheim bereits mit der Gründung des Schulzweckverbandes 2010 für eine Bündelung der Kräfte zum Zweck der Schonung kommunaler Ressourcen beim Erhalt einer weiterführenden Schule im Ort entschieden haben. Dass Hirschberg in den vergangenen Jahren stark in den Kita-Ausbau investiert hat, sollte darüber hinaus Anlass sein, mit Nachdruck auch den Schulstandort für eine weiterführende Schule zu erhalten. Vor Ort können enge Absprachen zwischen den Institutionen vorschulischer und schulischer Bildung getroffen werden, auf die Bildungseinrichtungen in größeren Städten keine Rücksicht nehmen können, etwa Angebote des frühen Erlernens von Fremdsprachen oder bestimmte sportliche Angebote in Kooperation mit den ortsansässigen Vereinen.
  10. Es ist richtig, wenn Volker Schneider feststellt dass das Angebot an weiterführenden Schulen in den umliegenden Gemeinden dicht ist. Wie an anderer Stelle etwa von Alexander May in seinem Leserbrief vom 16.8. in der RNZ schon bemerkt, erleichtert die inzwischen gute Anbindung mit dem ÖPNV die Erreichbarkeit einer weiterführenden Schule außerhalb Hirschbergs. Fakt ist aber auch: Während das Angebot an allgemein-bildenden Gymnasien groß und vielfältig ist, bestehen für Schülerinnen und Schüler ohne sichere gymnasiale Perspektive keine echten Alternativen. Die Werkrealschule in Schriesheim ist von der Schließung bedroht, die Friedrichrealschule in Weinheim mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sonderlich gut zu erreichen. Es bleibt damit die Weinheimer Bonhoefferschule und die Realschule in Schriesheim als einzige gut erreichbare Möglichkeit, wenn Hirschberger Schülerinnen und Schüler einen Haupt- oder Realschulabschluss machen möchten.
  11. Volker Schneiders Fazit folgt eben demnach einer falschen Prämisse: Die Investition in eine Erweiterung und Umgestaltung der Schulräume lohne sich nicht, weil die Schülerzahlen auf Grund des guten Angebotes in den Nachbargemeinden ohnehin zurückgehe. Ich sage: Die Investition in die Erweiterung und den Umbau der Karl-Drais-Schule in eine Gemeinschaftsschule lohnt sich unbedingt, weil gute Alternativen für weiterführende Schulen entlang der Bergstraße Mangelware sind und Hirschberg-Heddesheim sich mit der Entwicklung unseres Schulstandortes eine ausgezeichnete Perspektive schafft, neue Schüler an den Ort zu binden. Die Gemeinschaftsschule hilft Hirschberg ein erfolgreiches Modell für eine familienfreundliche Gemeinde mit der entsprechenden Infrastruktur zu bleiben.

Meister der Auslassung

von Arndt Weidler

Grüne Klötzchen

Grüne Klötzchen: das könnte Ihre Gemeinschaftsschule sein

Knapp eine Stunde hat sich Bürgermeister Manuel Just am Dienstag Zeit genommen, um sich zum Thema Einführung einer Gemeinschaftsschule in Heddesheim und Hirschberg auszulassen. Grüne Klötzchen hüpften dabei auf virtuellen Bauplänen umher, Zahlen über geschätzte, also bislang ungeprüfte, Kosten des Umbaus wurden in den Raum gestellt – große Zahlen, natürlich –, aber auch schreckliche Zahlen für eine reiche Gemeinde wie Hirschberg?

Dem wurden vermeintliche Verpflichtungen durch Investitionsvorhaben der kommenden Jahre gegenübergestellt, die zum Teil im Gemeinderat noch gar nicht abschließend entschieden wurden. Sein Fazit dennoch: Hirschberg kann sich die Gemeinschaftsschule finanziell nicht leisten.

Diese, wenn auch ausgesprochen subjektive Erkenntnis führt bei ihm (und bei den Gemeinderäten von FWV, CDU und FDP) gedanklich allerdings nicht zu der konsequenten Schlussfolgerung, sich klar und deutlich gegen eine weiterführende Schule in Hirschberg und Heddesheim auszusprechen, sondern „man möchte die Bürger darüber entscheiden lassen“, ob diese glauben, sich die Karl-Drais-Schule weiterhin leisten zu können.

Jetzt also, eine Woche vor den großen Sommerferien und acht Wochen vor der finalen Entscheidung, die am 22. September von den Hirschberginnen und Hirschbergern getroffen werden soll, besinnen sich zwei Drittel des Gemeinderates einschließlich des Bürgermeisters auf die Stimme des Volkes.

Die betroffenen Eltern, Schüler und Lehrer der Karl-Drais-Schule reiben sich zu recht verwundert die Augen.

Seit über einem Jahr informiert und berät sich der Gemeinderat über das Für und Wider einer Entscheidung zur Gemeinschaftsschule, die der Heddesheimer Gemeinderat übrigens bereits einstimmig positiv beschlossen hat.

Den Hirschbergern gewährt man aber nur zwei effektive Wochen der Vorinformation? Das ist eine Verhöhnung eines wichtigen Instruments der Bürgerbeteiligung!

Dass sich ein Gemeinderat, der in Bereichen, die die Bürgerinnen und Bürger vermeintlich weitaus weniger bewegen, innerhalb von 10 Minuten Ausgaben von hohen sechsstelligen Summen durchwinkt (Sanierung Großsachsener Straße), sich dann bei der inhaltlichen Entscheidung über die Zukunft einer Schule im Ort hinter Finanzierungsvorbehalten versteckt, ist lächerlich.

Natürlich müssen wir beim Thema Gemeinschaftsschule auch über die Zahlen diskutieren, aber wenn schon der zuständige beratende Ausschuss im Gemeinderat diese erst Anfang Juli (nichtöffentlich) zu Gesicht bekommt, muss man sich doch Fragen, was von solchen Berechnungen zu halten ist und in wessen Sinne dieser Art Berechnungen sind.

Auch hier erwies sich der Bürgermeister als Meister der Auslassung.

Dass er schließlich auch noch die Abfrage der Stimmenthaltungen und der Gegenstimmen bei der Abstimmung zum Bürgerentscheid ausließ, passt da nur ins Bild.

Wen wundert es, wenn die Presse die hämische Kunde von den Grünen und der SPD, die gegen den Bürgerentscheid waren, verkündete, obwohl sie niemand nach ihrem Votum gefragt hatte.

Diskussion um Gemeinschaftsschule versachlichen

von Arndt Weidler

Die Schülerzahlen in der Karl-Drais-Werkrealschule sind rückläufig. Derzeit 14 Neuanmeldungen für das Schuljahr 2013/14 bedrohen die Weiterführung des Schulstandortes. Die Schulleitung, Lehrerkollegium, Eltern und Verwaltung sehen daher mittel- und langfristig schlechte Zukunftschancen für die Werkrealschule. Schulleitung, Gesamtlehrerkonferenz und Schulkonferenz sind „gewillt sich der Herausforderung der Einführung einer Gemeinschaftsschule in der Gemeinde Hirschberg zu stellen“, schreibt das Lehrerkollegium der Karl-Drais-Schule am 13. Juni in einem offenen Brief an Gemeinderat und Verwaltung. Der Heddesheimer Gemeinderat hat am 26. Juni mit den Stimmen aller Fraktionen die Konsequenzen aus dieser Entwicklung gezogen und befürwortet die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule.

Gefährliche Polemik schadet dem Schulstandort Leutershausen

Vor diesem Hintergrund muss man davor warnen, durch eine Polemisierung der Debatte um die Gemeinschaftsschule dem künftigen Schulstandort Hirschberg zu schaden, wie es Hirschberger CDU und FDP in ihren Stellungnahmen im Vorlauf zur anstehenden Entscheidung im Hirschberger Gemeinderat getan haben. Diese Art der Auseinandersetzung geht zu Lasten der SchülerInnen und LehrerInnen. Wer in der Diskussion um die Einführung einer Gemeinschaftsschule für Hirschberg und Heddesheim von „Einheitsschule“ spricht und den Hirschberger Pädagogen unterstellt, allein den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes im Blick zu haben, argumentiert zynisch und zerredet die Chancen auf eine zeitgemäße und zukunftsfähige Schulentwicklung zwischen Weinheim und Heidelberg.

Wer versucht, mit dem alleinigen Blick auf drohende Kosten für die Gemeinde Hirschberg ein tragfähiges Schulkonzept für eine weiterführende Schule in Hirschberg und Heddesheim in Frage zu stellen, argumentiert an der Sache vorbei und denkt, insbesondere vor dem Hintergrund der immensen Investitionen der Gemeinde Hirschberg für den Ausbau und Erhalt von Kinderkrippen und Kindergartenplätzen in den vergangenen Jahren, widersprüchlich und nicht nachhaltig.

GLH muss konstruktive Fragen stellen

In der anstehenden Entscheidung für eine Gemeinschaftsschule und der Bewältigung der damit entstehenden Kosten der Gemeinde Hirschberg in den kommenden Jahren, sollte die GLH fünf wichtige Fragen im Auge zu behalten.

1. Wollen wir eine wohnortnahe Ausbildung erhalten?

Wer sich in der fünften Klasse für das Gymnasium entscheidet, ist jetzt schon gezwungen einen langen Schulweg auf sich zu nehmen. Der Standort Leutershausen, der ja für die Klassen 5 bis 7 im vorliegenden Konzept der Gemeinschaftsschule erhalten bleiben soll, erleichtert es Kindern zwischen 9 und 13 Jahren organisierte und nichtorganisierte Freizeitaktivitäten vor Ort auszuüben. Die vielfältigen Kooperationen zwischen der Karl-Drais-Schule und den Vereinen können noch besser gepflegt und ausgebaut werden. Kinder entwickeln somit eine signifikant bessere Bindung an ihren Wohnort und erhalten diese auch als Jugendliche länger.

2. Wie ist es um die schulische Bildung jenseits des Gymnasiums bestellt?

Turboabitur und Freigabe der verbindlichen Grundschulempfehlung erhöhen den Druck auf die Eltern von zwei Seiten. Dass ein Bedarf nach pädagogischen Alternativen besteht, zeigt der Erfolg des Weinheimer Privatgymnasiums, insbesondere bei den Anmeldungen Hirschberger Schülerinnen und Schüler. Wir brauchen eine bestandsfeste Alternative zur Schulkarriere  „Gymnasium“, die Schülerinnen und Schülern sowohl beim Übergang in den Beruf unterstützt als auch Optionen auf eine akademische Bildung eröffnet.

3. Wie halten wir es mit der Inklusion?

Nach wie vor harrt die UNO-Konvention zur inklusiven Bildung in Deutschland der Umsetzung. Kinder mit Behinderung in den Schulalltag zu integrieren und ihnen gleiche Möglichkeiten wie ihren Mitschülern anzubieten, erfordert Investitionen in schulische Infrastruktur und pädagogisches Personal. Individualisierte Lernformen, wie sie ja zum Teil bereits an der Karl-Drais-Schule praktiziert werden, erfordern einen anderen Schulraum und bedeuten neue didaktische Herausforderungen. Die Gemeinden Heddesheim und Hirschberg als Schulträger, aber auch die Landesregierung, stehen hier in der Pflicht

4. Wie stehen wir zu individualisierten Lernformen wie dem „Lernbüro“?

Moderne Schule bedeutet, jede Schülerin und jeden Schüler auf seinem Niveau und nach seinem eigenen Lerntempo zu unterrichten. Das hat nichts mit so genannter „Kuschelpädagogik“ zu tun; dies erfordert vielmehr der nachhaltige Umgang mit der Ressource Bildung. Moderne Schule darf es nicht erlauben, dass einzelne Schülerinnen oder Schüler an Schule scheitern. Das erfolgreiche Modell der „Lernbüros“, wie es an der Karl-Drais-Schule praktiziert wird, ist in dieser Hinsicht vorbildlich und ein klarer Standortvorteil auch im Vergleich zu den herkömmlichen Unterrichtsformen an den Gymnasien entlang der Bergstraße.

5. Wie werden wir als Schulträger dem zunehmenden Wunsch der Eltern nach einer Ganztagesbetreuung gerecht?

Die Frage der Ganztagsschule betrifft einen zentralen Aspekt der sozialen Gerechtigkeit von Schule. Berufstätige, Alleinerziehende, in Ausbildung befindliche Eltern oder solche mit einem Arbeitsplatz, der große Mobilität oder Flexibilität erfordert, sind darauf angewiesen, dass ihre Kinder eine qualitativ hochwertige Betreuung und kostengünstige Versorgung am Nachmittag erhalten. Insofern ist der Ausbau des Ganztagsbereichs nicht nur der Wunsch vieler Eltern, sondern – insbesondere mit Blick auf Geringverdienende – ein gesellschaftliches Erfordernis.

Schließlich: Die Kostenfrage

Eine wichtige Frage nun für den Gemeinderat sind die Kosten für die Weiterentwicklung der Karl-Drais-Schule für Hirschberg. Für die besonderen Erfordernisse bei der Einrichtung der Gemeinschaftsschule sind Mittel von ca. 1,5 Millionen € notwendig. Alle weiteren Kosten entfallen auf die ohnehin dringend notwendige Sanierung der bestehenden Schulgebäude – unabhängig von der künftigen Schulform. Alle Maßnahmen sind durch Bundes- und Landesmittel zuschussfähig, vorausgesetzt man bekennt sich zum Schulstandort Leutershausen.

Die Karl-Drais-Schule ist bereit, „basierend auf den guten Voraussetzungen, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, innovativ und erfolgreich eine Gemeinschaftsschule zu verwirklichen“, heißt es in dem Brief des Lehrerkollegiums an die Gemeinderäte. Die Grüne Liste Hirschberg sollte sie hierbei konstruktiv unterstützen – ganz im Sinne der Schülerinnen und Schüler sowie des Kollegiums unserer Schule. Wir sollten bereit sein, für den Erhalt und für die Zukunftsfähigkeit des Schulstandortes Hirschberg zu stimmen.

Chance beim Klimaschutz vertan

Hirschberger Gemeinderat beschließt keineswegs ein Klimaschutzkonzept

von Monika Maul-Vogt

Der Gemeinderat war angetreten, die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts zu beschließen – so die Verwaltungsvorlage in der GR-Sitzung vom 06.05.2013.

Beschlossen wurden dann jedoch lediglich drei Einzelmaßnahmen. Auch wenn der Gemeinderatsbeschluss es suggeriert – die Gemeinde Hirschberg hat kein Klimaschutzkonzept beschlossen. Beschlossen wurden lediglich drei singuläre Klimaschutzmaßnahmen. Der Begriff „Klimaschutzkonzept light“ führt in die Irre. Nicht nur der Gemeinderat, sondern auch die lokalen Medienvertreter haben sich hier von der Verwaltung in die Irre führen lassen (siehe stellvertretend im hirschbergblog.de. Aber auch Hans-Peter Riethmüller ließ sich in der WN in einem Kommentar geradezu euphorisch über den vorbildlichen Klimaschutz à la Hirschberg aus).

Was wurde wirklich unter dem Begriff „Klimaschutzkonzept light“ beschlossen:

1. Der Einkauf des Coachingprogramms „Beratungsleistungen für Kommunen, die am Anfang ihrer Klimaschutzaktivitäten stehen“. (Dieser Programmteil orientiert sich am sog. Coaching Klimaschutz des Klimabündnisses, bei dem externe Berater die Kommune unterstützen)

Kosten für die Gemeinde: ca. 3.500 €

2. Die Beteiligung an der Energiekarawane

Kosten für die Gemeinde: ca. 1.500 €

3. Ein Quartierskonzept für Teile des Ortskerns von Leutershausen

Kosten für die Gemeinde: ca. 26.000 €

Ganz klar: jeder Schritt ist für sich ist ein Schritt in die richtige  Richtung und für sich wichtig! Bemängelt werden nicht die Maßnahmen als solche, sondern dass diese als „Klimaschutzkonzept“ (KSK) für Hirschberg „verkauft“ werden. Und dies entspricht aus Sicht der GLH  nicht dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, in den Haushalt 2013 Mittel für ein „KSK“ einzustellen. Im Haushaltsplan sind Mittel definitiv für ein „KSK“ eingestellt (80 Tsd. €, wobei darin bereits auch Zuflüsse in Höhe von 52 Tsd € durch Zuschüsse des Bundes berücksichtigt sind, nämlich 65%).

Für die Erstellung eines vollumfänglichen Klimaschutzkonzepts (KSK), zugeschnitten auf die Gemeinde Hirschberg, hätte die Kommune lt. Klima Beratungsagentur Heidelberg (KliBa) lediglich maximal 12.000 € investieren müssen: die Gesamtkosten beliefen sich auf 33-35 Tsd. €, an Zuschüssen sind darin wieder die 65% enthalten. Weiter Kosten mindernd zu berücksichtigen: Eine Komponente des KSK, die CO2-und Energiebilanz, lässt der Kreis auf eigene Kosten erstellen.

Eine echtes KSK umfasst folgende Bausteine:

1. Energie- und Co2-Bilanz über alle Bereiche der Kommune (private Haushalte, Gewerbe und Dienstleistungen, kommunale Liegenschaften und Verkehr) und Darstellung des bisher geleisteten im Klimaschutz,

2. Potenzialabschätzung (in welchem Bereich kann was theoretisch gespart werden)

3. Szenarien (und unter welchen Rahmenbedingungen ergibt sich welche Einsparung),

4. Akteursbeteiligung in Form von Workshops  mit Verwaltung, Entscheidungsträger (Gemeinderat) und Bürgern, darüber hinaus Interviews mit wichtigen Institutionen in der Gemeinde, aus dieser Akteursbeteiligung wird der

5. Maßnahmenkatalog entwickelt.

Weiterere Bausteine sind die

6. Entwicklung eines Controllings (wie wird die Umsetzung der Maßnahmen kontrolliert und wie die Erfolge gemessen ) und ein

7. Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit.

Diese Bausteine sind notwendig um die Förderbedingungen des Bundesumweltministeriums (BMU) zu erfüllen.

Für einen Mehrbetrag von ca. 8.500 € hätte Hirschberg also ein vollständiges KSK, zugeschnitten auf die Gemeinde und vor allem für das gesamte Gemeindegebiet – also beide Ortsteile – erhalten.

Mit den beschlossenen Maßnahmen sind sämtliche in den Haushalt eingestellten Mittel nun für drei einzelne Klimaschutzmaßnahmen aufgebraucht und ausgegeben. Es ist nicht erkennbar, wann ein tatsächliches Klimaschutzkonzept nachfolgen soll. Noch nicht einmal eindeutige Klimaschutzziele sind definiert.

Für das beschlossene Quartierskonzept – in der Subsumtion die Umsetzung einer Maßnahme des Maßnahmenkatalogs eines KSK – fließen circa 26.000 €

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ein Quartierskonzept ist grundsätzlich absolut zu befürworten. Allerdings sollte zunächst ein Gesamt-Konzept für die Gesamt-Gemeinde erstellt werden, danach die darin empfohlenen Maßnahmen umgesetzt werden. Denn erst, wenn das Konzept erarbeitet ist, zeichnet sich auch eine Priorität bezüglich der umzusetzenden Maßnahmen ab.

Gemeinderat Werner Volk formulierte in dieser Sitzung – allerdings zur Rechtfertigung des KSK „light“ unter Befürwortung des Quartierskonzepts – „man solle den dritten Schritt nicht vor dem ersten tun“. Diese Aussage selbst ist sehr richtig. Jedoch nicht bezogen auf den Sachverhalt.

Denn genau das haben wir mit diesem Beschluss jetzt getan – den dritten Schritt vor dem ersten gemacht: die Umsetzung einer Einzelmaßnahme vor der Erstellung eines Konzepts beschlossen, noch dazu eine Maßnahme die mehr als doppelt so viel kostet, als es das KSK für die gesamte Kommune gekostet hätte.

Aus Sicht der GLH-Fraktion ist es – zum jetzigen Zeitpunkt – auch nicht gerechtfertigt, einen Betrag, der mehr als doppelt so hoch ist wie ein komplettes, auf den gesamte Ort zugeschnittenes Klimaschutzkonzept, für eine einzelne Maßnahme auszugeben, welche nur einem ganz kleinen Teil der Bevölkerung zugutekommt.

Ein großer Schritt in Sachen Klimaschutz für einen relativ geringen Mehraufwand wäre möglich gewesen. Geworden sind es nur drei kleine Schritte. Schade und sehr bedauerlich. Denn eines steht unumstößlich fest: ein Klimaschutzkonzept hat der Gemeinderat am vorletzten Montag nicht beschlossen, auch wenn der Wortlaut der Verwaltungsvorlage und die lokale Presse es suggeriert und manche Kollegen im Gemeinderat das weiterhin gerne glauben wollen.

Hirschberg zielstrebig und behutsam entwickeln

Bericht der GLH-Arbeitsgruppe Ortsbild

von Andrea Müller-Bischoff

Fachwerk1Bei der letzten Klausur der Grünen Liste Hirschberg im November 2012 wünschten sich die Mitglieder eine Intensivierung der Arbeit am Thema Ortsbild/Ortsentwicklung. Angesichts einiger einschneidender Veränderungen machen sich etliche Bürger Sorgen über das Gesicht der beiden Ortsteile Hirschbergs. Die AG Ortsbild hatte deshalb bereits im Herbst vergangenen Jahres ein  Papier mit Leitlinien für Hirschberg Leitlinien_GLH_Innenverdichtung) vorgelegt, die bei Modernisierung, Umbau oder Neubau im Bereich der Ortskerne wirksam werden sollten. Verschiedene Möglichkeiten die Bevölkerung für das Thema Ortsbild zu sensibilisieren, wurden auch in erfreulich großer Runde diskutiert.

Nun ist die Arbeitsgruppe dabei eine Klausur zu planen, bei der das weitere Vorgehen beschlossen werden soll. Die in der Gemeinde Weinheim seit 1994 geltende Erhaltungs- u Gestaltungssatzung könnten hier Vorbild sein.

Vor kurzem konnten sich die Mitglieder der AG im Bauamt der Gemeinde über einige grundlegende Sachverhalte informieren. Der Bauamtsleiter Herr Pflästerer hat sich in angenehmer Atmosphäre dankenswerterweise sehr kundig und gut vorbereitet den vorformulierten Fragen gestellt. Er erläuterte den Mitgliedern u.a. die Grundzüge der Bauleitplanung im Bundesbaugesetz.

Ganz brisant ist das Thema Ortsentwicklung nun durch die kürzlich bekannt gewordene Zuwendung von 800.000 Euro aus dem Landessanierungsprogramm, die in den nächsten 10 Jahren genutzt werden muss. Die GLH ist der Meinung, dass über die Verwendung der Gelder öffentlich diskutiert und erst danach gehandelt werden sollte auf der Grundlage eines schlüssigen und von der Bevölkerung getragenen Konzeptes. Dieses sollte auch die Ergebnisse des in Vorbereitung befindlichen Klimaschutzkonzeptes (Merkblatt_Klimaschutzkonzepte) für Hirschberg berücksichtigen.

Wer sich nun weiter informieren möchte, kann in der Anlage verschiedene Texte, mit denen sich die Arbeitsgruppe beschäftigt, nachlesen.

GLH-Blog ruft zum „Support Your Local Trader“-Weekend auf

von Arndt Weidler

Eigentlich gibt es doch genug Lebensmittelskandale, um zu erkennen, dass eine Kontrolle der Produkte, die wir verzehren in weiten Teilen von der Lebensmittelindustrie nur simuliert ist. Wir wissen wie Labels, Logos, Siegel und Produktnamen uns „hintenrum“ führen, also gerade da entlang, wo die Nase nicht unbedingt hin will, wenn es sich vermeiden lässt.

Ist es da nicht an der Zeit, wenigstens einmal, ein Wochenende lang, die Discounter-Hallen auf der grünen Wiese dort liegen zu lassen, wo sie die Landschaft asphaltieren und stattdessen dem guten alten Händler an der Ecke, solange es ihn noch gibt, beim Einkauf in die Augen zu schauen? „Support Your Local Trader“, am 9. März in Hirschberg! Probier’s mal.

Kauf Deine Getränke in „echten“ Pfandflaschen beim Ost oder beim Getränkemarkt in Großsachsen, wo einem die Kästen noch in die Autos gehoben werden und man nicht mit einer Plastiktüte voller zerknickter Plastikflaschen an einem Automaten Schlange steht, der jede dritte Flasche wieder auskotzt, weil sie doch vom Lidl war und nicht von Aldi.

Kauf Dein Gemüse beim Maier oder beim Wetzel – einfach da, wo es den Verkäufern eben noch peinlich ist, sollte doch mal eine Tomate angeschimmelt sein und wo man nach Mangold fragen darf, ohne in ahnungslose Augen zu blicken.

Kauf Dein Brot beim Muschelknautz oder beim Hundemer, das sind nämlich Bäcker, die wissen, dass in ihrem Beruf auch noch nachts gearbeitet wird und Brötchen nicht nur aus Treibmittel und die Verpackung aus Kunsstofffolie bestehen.

Für alles dazwischen kannst du immer noch zum Zeili oder zum Kuzu oder je nach Gusto zur Kunz-Mühle, zum Bitzelhof, zum Raffl oder zur Frau Kumpf gehen, Hauptsache du nimmst dir die Zeit, triffst auch mal wieder die eigenen Nachbarn und parkst niemandem die Einfahrt zu – das wär doch was, einmal, ein Wochenende lang.

Lernen in neuer Dimension

Ein Bericht vom Besuch im „Lernbüro“ der Karl-Drais-Schule

Von Renate Rothe und Monika Maul-Vogt

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Das Lernbüro der Klasse 9 in der Karl-Drais-Schule

Um sich ein Bild von der individualisierten Lernform im „Lernbüro“ – einer Arbeitsform des selbst organisierten Lernens, die in der Gemeinschaftsschule verstärkt praktiziert wird – zu machen, besuchten die GR Monika Maul-Vogt und das Vorstandsmitglied der GLH, Renate Rothe, am Montag, den 4. Februar in der 2. Schulstunde die Klasse 9 der Karl-Drais-Schule. Frau Hafezi, eine der beiden Lehrerinnen der 9. Klassen, erläuterte ihnen die Besonderheiten des neuen Arbeitens für Schüler und Lehrer.

An 2 Schulstunden jedes Schultages arbeiten die Schüler seit den Sommerferien im Lernbüro (siehe auch: „Für das Leben lernen“, DIE ZEIT vom 24.4.2011). Das Lernbüro (manche Schulen nennen es auch Lernatelier oder Haus des Lernens)  hat jeder Schüler der 9. Klassen seinen eigenen Arbeitsplatz, ausgestattet mit einem Container für alle seine Arbeitsmaterialien und Ordnern mit individuellen Wochen-Arbeitsplänen, Arbeitsblättern zu den einzelnen zu erarbeitenden Stoffgebieten, und Kompetenzrastern. Auch die beiden Lehrer haben je einen Arbeitsplatz.

Die individualisierte Form des Lernens der Freiarbeit hat Frau Hafezi mit ihren Schülern schon seit der 5. Klasse angebahnt, so dass die Schüler nun in der 9. Klasse schon sehr verantwortungsvoll und kompetent mit dieser Arbeitsform umgehen können.

Bisher arbeitet Frau Hafezi mit ihrer Klasse in den Fächern Deutsch, Mathematik und im Fächerverbund WZG mit flexiblen Wochenplänen. Ihnen liegt der aktuelle Bildungsplan BaWü zugrunde. In ihnen werden festgelegte Aufgabenstellungen (Pflichtaufgaben), aber auch Kompetenzen und Teilkompetenzen in einem bestimmten Stoffgebiet auf verschiedenen Niveaus (Wahlaufgaben) formuliert  , aus denen sich für jeden Schüler individuell bestimmte Arbeitsaufträge zur Erreichung dieser Kompetenzen ergeben. So hat jeder Schüler seinen eigenen individuellen Lernweg und der Lehrer „coacht“ ihn dabei. Jeder Schüler schätzt selbst ein, auf welcher Niveaustufe er steht, ob er die angestrebte Kompetenz erworben hat, kontrolliert sich selbst und weist zuletzt seine Kompetenz nach. Momentan liefern die Schüler noch in Form von Klassenarbeiten ihre Leistungsnachweise ab. Ergänzt werden diese durch individuelle Nachweise selbstgewählter Lernschwerpunkte.

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Tafel mit dem Überblick über die „Experten“ und ihren Spezialgebieten

Während der Erarbeitung kann jeder Schüler um Hilfe bitten – einzelne Schüler sind Spezialisten für bestimmte Bereiche -, wenn diese Hilfe ihm nicht ausreicht, kann er den Lehrer um Hilfe bitten. Alle 2 Wochen hat er ein persönliches Gespräch mit der Lehrerin, in dem seine Arbeit der Woche gemeinsam besprochen und reflektiert wird und in dem die weiteren Schritte für die folgende Woche verabredet werden. Durch diese Reflexions- und Arbeitsgespräche wird den Schülern selbst ihr Lernfortschritt bewusst und ihre Eigenverantwortung für ihr Weiterkommen gestärkt. Die Eltern zeichnen das Ergebnis des Gespräches ab und haben so engmaschig Einblick in die Arbeit ihres Kindes.

Wenn ein Stoffgebiet neu ist, sammeln sich alle Schüler zu einem „Input“, d.h. die Lehrerin präsentiert den Stoff (so wie wir es kennen) und bietet Übungen an. Sobald ein Schüler glaubt, den Stoff verstanden zu haben, geht er zu seinem Arbeitsplatz und bearbeitet dann selbstständig die dazu im Ordner befindlichen Aufgaben. Wenn er sein Arbeitsziel erreicht hat, findet er an einer zentralen Stelle im Klassenraum weitere vertiefende Aufgabenstellungen. Für die übrig bleibenden langsameren oder schwächeren Schüler bleibt der Lehrerin dann mehr Zeit zur weiteren Erläuterung des Lernstoffes. (siehe auch: „Die unperfekte Roadshow für Lernbegeisterte“, die tageszeitung vom 23.1.2013)

Frau Hafezi berichtete, dass diese Arbeitsform sie sehr zufrieden macht, da sie ihr ermöglicht, sehr viel intensiver und individueller auf jeden Schüler einzugehen. Auch der Kontakt zu den Eltern ist enger. Die Lehrerrolle ändert sich zunehmend hin zu einem Lernbegleiter für jeden Schüler. Die Vorbereitungsarbeit für die Erstellung der einzelnen Arbeitspläne für jeden Schüler  ist natürlich sehr aufwändig, aber in den Arbeitsphasen hat sie dafür viel mehr Zeit, auf die Probleme oder die Förderung der Einzelnen einzugehen.

Monika Maul-Vogt und Renate Rothe waren sehr beeindruckt von der konzentrierten Lern-atmosphäre im Lernbüro, in dem nur geflüstert werden darf und für das die Schüler sich selbst Verhaltensregeln gegeben haben. In einem Gespräch mit Schülern bestätigten diese, dass sie gerne im Lernbüro lernen, dass sie es schätzen, selbstständig und in ihrem eigenen Lerntempo Themen zu üben oder zu bearbeiten, dass sie viel lernen dabei, anderen etwas zu erklären und dass jeder die Erfahrung machen kann, in irgendetwas Spezialist sein zu können.

ERGÄNZUNG

„Spezialisten-Schüler“ sind Schüler, die in bestimmten Fächern oder auch Teilgebieten von Fächern, die gerade im Unterricht behandelt werden sehr gut und kompetent sind. Schwächere Schüler haben die Möglichkeit, Stoff, den sie nicht verstanden haben, bei diesen Schülern nachzufragen und sich erklären zu lassen. Allerdings nicht unbeschränkt- hat zweimaliges Nachfragen bei einem Spezialisten-Mitschüler nicht gefruchtet, hat der Schüler sich an den Lehrer zu wenden. Das wird auch entsprechend dokumentiert.

Die „Spezialisten-Schüler“ empfinden es nicht als unangenehme Unterbrechung oder Behinderung ihrer eigenen Lernphase, wenn andere mit Fragen oder der Bitte um Erklärung zu ihnen kommen. Falls es gerade nicht passt, wird ein späterer Zeitpunkt vereinbart. Die Schüler entscheiden auch selbst, ob sie „Spezialisten-Schüler“ sein wollen: Es gibt eine Tafel, an denen die Schüler ihren Namen unter den Bereich platzieren können, für den sie als  Spezialist fungieren wollen. Ganz auf freiwilliger Basis. Wer nicht möchte, nimmt sein Namensschild ab oder platziert es an anderer Stelle, wenn er für einen gewissen Zeitraum für ein anderes Gebiet Spezialist sein möchte oder mal gar nicht.

Im Gespräch mit den Schülern stellt sich heraus, dass es sie stolz macht, für etwas „Spezialist“ sein zu können, dass sie hieraus Selbstvertrauen durch die erfahrene Anerkennung schöpfen. Gerade auch schwächere Schüler, die für bestimmte Teilbereiche jedoch durchaus auch Spezialist sein können. „Das ist einfach ein gutes Gefühl“, sagt Patrick.